Sonnenhut , heilendes Kraut bei Erkältungserkrankungen

echinaceaDer Sonnenhut (Echinacea sp. ) ist eines der meist verkauften Arzneimittel. Er soll das Immunsystem stärken und wird daher gerne schon ab Herbst vorbeugend gegen Grippe und Erkältungserkrankungen eingenommen. Doch es gibt immer wieder widersprüchliche Berichte über die Wirkung des Sonnenhutes: er wirkt durch klinische Untersuchungen bestätigt verlässlich sagen die einen, andere dagegen behaupten, dass Sonnenhutpräparate höchstens eine Placebo- Wirkung hätten. Sehr verwirrend für erkrankte Menschen, wenn man sich nicht einmal auf wissenschaftliche Untersuchungen verlassen kann. Doch keine Sorge: Sonnenhut wirkt wirklich, es kommt nur auf die richtigen Herstellungsverfahren an.

Sonnenhut, indianische Heilpflanze

Der Sonnenhut ist eine nordamerikanische Wildpflanze, die von Saskatchewan bis Texas und bis Nordostmexiko vorkommt. Dort gedeiht er vor allem in der Prärie und in lichten Wäldern. Viele Prärieindianer, vor allem die Lakota, Cheyenne, Pawnie und andere haben die Wurzel des Sonnenhuts medizinisch hoch geachtet. Bei Verletzungen streuten sie das Wurzelpulver in die Wunden und tranken gleichzeitig Tee daraus, den man lang ziehen ließ. Die so behandelten Wunden entzündeten sich so gut wie nie und heilten schnell ab. Frische Blätter nutzte man als Wundpflaster. Die Wurzel stand außerdem in dem Ruf, Insektenstiche und Schlangenbisse zu heilen. Dazu wurde das mit Wasser angefeuchtete Wurzelpulver auf die betroffenen Stellen gerieben. Auch gegen Verbrennungen, Erkältungen und sogar gegen Gonorrhöe wurde der Sonnenhut verwendet, wobei die Indianerstämme auch die verschiedenen Arten des Sonnenhutes verwendeten.

Sonnenhut oder Igelkopf

Der botanische Name des Sonnenhutes ist Echinacea, griech. echìnos, Igel, da der Sonnenhut auch Igelkopf genannt wurde. Es gibt viele Arten, medizinisch verwendet werden bei uns der Purpur- Sonnenhut, E. purpurea, der Schmalblättrige Sonnenhut, E. angustifolia und der Prärie- Sonnenhut, auch blasser Sonnenhut genannt, E. pallida. Wie viele unserer heimischen Heilpflanzen zählt Echinacea zur Familie der Korbblütler. Während unsere heimischen Arten wie beispielsweise das Gänseblümchen einen ebenen Blütenteller bilden, in dem die Einzelblüten zu einer Ganzheit zusammengefasst sind, bestehen die Einzelblüten der Echinacea aus erstaunlich harten, spitzen Blütenröhren, die stachelartig in alle Richtungen weisen, was der Name Igelkopf treffend beschreibt. Der Purpur- Sonnenhut ist eine sehr schöne, rotblühende Blume, die übrigens auch einen süßen Duft verströmt.

Die Signatur des Igelkopfes

Der Igel ist mit seinen Stacheln ein Meister der Abwehr und vielleicht sind auch beim Sonnenhut Abschirmung und Unnahbarkeit die Wesensmerkmale, die einen Hinweis auf seine Wirkung gegenüber „Feinden“ wie Bakterien und Viren bringen. Neben der igeligen Borstigkeit des Blütenbodens drückt sich diese auf Abwehr bedachte Pflanzenpersönlichkeit auch in der rauhaarigen, kratzenden Oberfläche von Stängel und Blättern aus. Zerkaut man ein Wurzelstück oder nimmt man einige Tropfen der Echinacea- Tinktur auf die Zunge, bemerkt man einen scharfen Geschmack, der ein pelziges Gefühl und eine leicht anästhesierende Wirkung hinterlässt, auch ein Zeichen von Abschirmung. Ein solcher Charakter lässt sich unschwer mit der bekannten Stärkung des Abwehrsystems der Echinacea in Verbindung bringen.  

Der Weg des Sonnenhutes nach Europa

Ende des 19. Jahrhunderts war die Homöopathie in den USA außerordentlich erfolgreich. Ein Homöopath namens Joseph Meyer soll eine Indianerin beim Reiben einer Echinacea- Wurzel beobachtet haben. Sie erzählte ihm, dass es sich bei der Pflanze um ein bewährtes Mittel zur Behandlung von Wunden handle. Nach dieser Begegnung verbreitete sich die Anwendung der Präriepflanze sehr schnell über Amerika, nicht nur bei Infektionen von Wunden, sondern auch bei vielen Entzündungserkrankungen von Husten bis hin zu Blinddarm- und Unterleibsentzündungen wurde der Sonnenhut eingesetzt. In der vor- antibiotischen Ära war Echinacea in Nordamerika die meist verwendete Heilpflanze. In Europa wurde der Sonnenhut erst einmal als Zierpflanze geschätzt, erst ab 1897 fand er Beachtung als Heilpflanze. Es waren Homöopathen wie John Henry Clarke und später Wilmar Schwabe, Stauffer und Madaus, die über die Wirkung der Echinacea publizierten. Spätere Untersuchungen ergaben, dass Abwehrzellen im Blut in Gegenwart von Echinacea- Extrakten mehr Krankheitserreger aufnahmen und von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wurden neue Wirkungen beschrieben. Leider wurden aber auch einige Metaanalysen vorgelegt, die jegliche Wirkung der Echinacea bezweifelten. Es kam soweit, dass manche Autoren die Auffassung vertraten, dass jeder Patient selber entscheiden solle, ob er Echinacea- Präparate für sich nützen möchte. Dem steht die Beliebtheit des Sonnenhutes gegenüber, die Überzeugung vieler Menschen, dass die Pflanze hilfreich ist, Erkältungserkrankungen vorzubeugen oder sie schnell zu kurieren.

Wie wirkt der Sonnenhut

Die unterschiedlichen Ergebnisse der Untersuchungen liegen vor allem daran, dass entweder Wurzel- oder Blattpräparate verwendet wurden, unterschiedliche Aufbereitungen und solche aus den drei verschiedenen Arten. Es wäre wünschenswert, dass künftig Studien mit einem einheitlichen Studiendesign gemacht werden, bevor es wieder zu negativen Aussagen kommt. Nun lieferten neue Untersuchungen an der University of British Columbia erstmals eine mögliche Erklärung für die den therapeutischen Unterschied zwischen den verschiedenen Echinacea- Produkten: die antiviralen Substanzen der Echinacea konzentrieren sich im Kraut, also den oberirdischen Teilen der Pflanze, die entzündungshemmenden Substanzen dagegen in der Wurzel. Es wird daher empfohlen, Präparate zu verwenden, die einen 95% Anteil an Kraut und 5% Wurzelanteil haben. Wichtig ist ferner, dass die frisch geernteten Pflanzenextrakte in einem schonenden Verfahren gewonnen werden. Frisch geerntetes Echinacea- Kraut enthält 10 Mal mehr antivirale Aktivität als getrocknetes Kraut. Daher sollte man sich in der Apotheke beraten lassen, welche Präparate diesen Kriterien entsprechen.

Was ist drin im Sonnenhut

Das antimikrobielle und entzündungshemmmende Prinzip in der Sonnenhutwurzel sind Kaffeesäurederivate wie Cichoriensäure sowie antioxidativ wirkende Alkamide und Echinacosid; die Polysaccharide gelten als verantwortlich für die immunstimulierenden Eigen­schaften, ebenso Alkylamide, v.a. Echinacin, daneben ätherische Öle, Flavonoide.

Eine Studie am ETH Zürich zeigte, dass die Alkylamide eine Bindung an die Rezeptoren der Immunzellen haben. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Bildung von Zellen unseres Immunsystems; beispielsweise der Makrophagen, das sind die Fresszellen oder von T-Helferzellen angeregt wird und auch Botenstoffe des Immunsystems wie Interleukin, Interferon und Tumornekrosefaktor werden vermehrt produziert.

Indikation für Echinacea: Grippevorbeugung, Stärkung des Immunsystems bei Anfälligkeit gegenüber Erkältungskrankheiten, zur unterstützenden Behandlung von chronischen Infektionserkrankungen wie Nebenhöhlentzündung, auch Eierstockentzündung und Infekte der Harnwege. Sonnenhutpräparate schließen die gleichzeitige Gabe von Antibiotika nicht aus, diese gemeinsame Anwendung wird sogar empfohlen. Sonnenhutpräparate in Form von Salben können unterstützend bei entzündlichen Hauterkrankungen und schlecht heilenden Wunden eingesetzt werden. Die antivirale Wirkung nützt man gegen Fieberblasen.

Anmerkung:

Echinacea NICHT

  • bei Korbblütlerallergien und überhaupt bei vorhandenen Allergien, da eine Gefahr der Allergie- Verstärkung durch die Wirkung auf das Immunsystem nicht auszuschließen ist.
  • bei Autoimmunerkankungen wie Polyarthritis, Psoriasis, MS, etc
  • bei Immunmangelsyndromen wie Aids
  • Kinder sollten die Möglichkeit haben, das Immunsystem durch verschiedene Infekte zu schulen, also nicht automatisch Echinacea bei Erkältungen geben
  • Echinacea sollte sofort nach den ersten Anzeichen einer Infektion genommen werden, womit der Krankheitsverlauf verkürzt werden kann. Auf dem Höhepunkt der Infektion noch Echinacea zu nehmen, bringt nichts.

Anwendungsformen: Präparate mit Kraut- und Wurzelanteilen bevorzugen, gibt es in Form von Tropfen oder Tabletten in der Apotheke, Anwendung nach Beipackzettel.

Urtinktur: Vor allem zum Einsatz bei akuter Erkrankung, tgl. 3- 4 mal 5 Tropfen.  

Echinacea D3: Vorbeugend gegen Erkältungserkrankungen, 1- 3 mal tgl. 5 Globuli

Äußerliche Anwendung: Als Salbe, in der Apotheke Urtinktur 10% in Salbenbasis einarbeiten lassen.